Gartenstadt, genau so wird sie genannt. Und schnell versteht man, warum sie so heißt. Varese ist ein Mikrokosmos mit vielen grünen Parks und herrlichen Palazzi, gepflegten Gärten und romantischen Spaziergängen am Seeufer.
Ich sitze auf einer Bank in den wunderschönen Giardini Estensi, beobachte die sprudelnden Brunnen und die bunten Blumenbeete, das ist Varese. Kunst, Natur, Sport und Romantik vereinen sich in dieser graziösen Stadt, die viel bereithält.
Hier in Varese habe ich die herrliche Villa Panza besichtigt, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit prunkvollem Garten, Sitz einer wertvollen Sammlung moderner Kunst. Die Villa, die in den dreißiger Jahren von den Eheleuten Panza erworben wurde, beherbergt heute eine Kunstsammlung, die durch die Themen Licht und Farbe inspiriert wurde und 150 Meisterwerke des Minimalismus und Environments zeigt. Abgesehen vom hohen künstlerischen Wert der Werke, erscheint auch die szenografische Wirkung der Skulpturen und der Installationen in den fürstlichen Sälen und in den breiten Räumlichkeiten der alten Reitställe beeindruckend.
Nicht verpassen sollte man außerdem die Ortschaft Sant’Ambrogio. Hier findet man die elegante Villa Toeplitz: Gewünscht von einem polnischen Bankier, ist diese Villa von Gewächshäusern, Beeten und Brunnen, einer Kapelle und einer Bocciabahn umgeben. Im Park befindet sich das Museo Castiglioni, das reich bestückt wurde mit Fundstücken der Brüder Angelo und Alfredo Castiglioni, die auf ethnologischen und archäologischen Forschungsreisen in Afrika unterwegs waren.
Auch der Palazzo Estense, heute Sitz des Rathauses, schmückt das Zentrum von Varese. Der Palazzo wurde als Sommerresidenz des Hofes von Francesco III d'Este, Herzog von Modena und Herr von Varese geplant und wurde nach den Plänen des Architekten Bianchi in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Hinterrücks des großen Gebäudes liegen die weitläufigen Giardini Estensi, die den Gärten von Schönbrunn in Wien nachgeahmt wurden. Hier flanieren Touristen und Einheimische heiter und gelassen.
Varese ist auch Synonym für Heilige Kunst, Hingabe und Geschichte. Nur wenige Kilometer vom Zentrum auf einem Hügel erhebt sich der bekannte und stimmungsvolle Sacro Monte, UNESCO Weltkulturerbe. Eine gepflasterte, ein paar Kilometer lange Straße führt vorbei an Kapellen aus dem siebzehnten Jahrhundert hinauf zum höchsten Punkt der Via Sacra, dem majestätischen Santuario di Santa Maria del Monte. Umgeben von einer Handvoll Häusern, von schattigen Gassen und steilen Treppen, von kleinen Unterführungen und schicken Villen im Liberty Stil, erscheint die große Kirche mächtig und feierlich und schenkt ein einmaliges Panorama.
Aber auch die Orte, die nicht hervorragen, die weiter im Tal liegen, zum Beispiel am kleinen See, lassen die Herzen höherschlagen. Seit kurzem wieder Badesee, der Lago di Varese ist berühmt für seine farbprächtigen Sonnenuntergänge, für die üppige Natur und seine friedliche Atmosphäre. Sportliebhaber können sich hier auf dem sehr guten Radweg austoben. Wer sich ein bisschen sonnen und am Strand liegen möchte, ist am Lido della Schiranna richtig. Und zwischen April und November gibt es eine Schiffsverbindung zwischen Biandronno und der Insel Isolino Virginia, ein kleiner Flecken Erde nicht weit vom Ufer entfernt. Es handelt sich um eine der wichtigsten Stätten der europäischen Urgeschichte, da hier die Reste einer antiken Pfahlbauten Siedlung aus der Jungsteinzeit zu finden sind.
Die sanfte Brise des Sees und die Kräuselung des Wassers schenken mir ein großes Wohlbefinden. Da wundert man sich nicht, dass auch der berühmte Schriftsteller Stendhal sich in diese Stadt verliebt hat und Varese und seine Umgebung als einfach „herrlich anzusehen” definierte.