Eine feierliche Stimmung herrscht gegen Ende Januar in der Altstadt von Orta. Warum? Leicht zu erklären: die Feierlichkeiten für den Heiligen Julius, den geliebten Patron des Städtchens sowie Schutzheiliger der Bauarbeiter des Ortasees beginnen bald. Der genaue dem Heiligen (und den Maurern der Gegend) gewidmete Tag ist der 31. Januar: an diesem Tag bleiben auch die Türen des Klausurklosters geöffnet, für die traditionelle Verteilung vom “Brot des Heiligen Julius”, das die Klosterschwestern backen.
Während des Tages trifft man viele Pilger, die Orta erreichen, um der Messe in der Basilika der Insel beizuwohnen oder an der Prozession teilzunehmen, die die einzige Gasse, die um das Kloster führt, entlang geht. Auch die Segnung des Werkzeugs der Bauarbeiter ist ein wichtiger Moment der Zeremonie, die von einem reichlichen Mittagessen und von der traditionellen Versteigerung des Lammes gefolgt wird.
Der Legende nach war der Heilige Julius ein christlicher Prediger griechischer Herkunft. Er kam in die Gegend des Ortasees mit seinem Bruder Julian, um die Leute zu bekehren und um neue Kirchen zu bauen. Julian soll in Gozzano einen Bau zu Ehre vom Heiligen Laurentius gebaut haben, während Julius die kleine Insel, die vor Orta liegt, erreicht hätte, um seine hundertste und letzte Kirche zu errichten.
Viele eindrucksvolle Geschichten werden über diese legendäre Figur erzählt: zum Beispiel sagt man, dass die kleine Insel vor seiner Ankunft nur ein von Schlangen und von einem ungeheuerlichen Drache bewohnter Felsen wäre. Gegen das Jahr 390 ging Julius über den See, nachdem er seinen Mantel auf das Wasser gelegt hatte und sich von seinem Stock durch den Sturm führen ließ. Er besiegte das Ungeheuer, schlug die Schlangen in die Flucht und konnte dann den Bau der Basilika beginnen, wo seine sterblichen Reste heute ruhen.
Es ist aber in der Sakristei, dass etwas Unglaubliches aufbewahrt wird: ein Wirbel des Drachen, ein materieller Beweis für die Legende, die doch auf Wahrheit beruhen könnte. Nichts garantiert uns, dass dieser Knochen einem Ungeheuer gehörte, er könnte der Rest eines Tieres sein, aber das ist ein eindrucksvoller Zusammenfall.
Wenn man die Insel heute von den gemütlichen Höhen der La Darbia bewundert, scheint sie eine Oase der Ruhe und Heiligkeit zu sein: vielleicht beschützt der Heilige Julius wirklich die Insel, während die Klosterschwestern ihr gesegnetes Brot vorbereiten.